Muay Thai, oder „die Kunst der acht Gliedmaßen“, entstand vor mehreren Jahrhunderten in Thailand. Ursprünglich war es eine Kampftechnik, die von Kriegern zur Selbstverteidigung in Schlachten eingesetzt wurde. Eine Legende besagt, dass der im 18. Jahrhundert gefangengenommene Kämpfer Nai Khanom Tom die Macht dieser Kunst bewies, indem er mehrere birmanische Gegner hintereinander besiegte – er gilt seitdem als der Begründer des Muay Thai.

Wenn man von „acht Waffen“ spricht, meint man den ganzen Körper: Fäuste, Ellbogen, Knie und Schienbeine. Das macht Muay Thai im Vergleich zu anderen Kampfsportarten einzigartig.

Ein Muay-Thai-Kampf findet in einem Ring statt und besteht aus fünf Runden zu je drei Minuten . Vor dem Kampf führt jeder Boxer den Wai Kru Ram Muay auf, einen rituellen Tanz, um seinen Meistern, seiner Familie und den Traditionen zu huldigen. Die Atmosphäre wird von thailändischer Musik untermalt, die jeden Schlagabtausch im Ring begleitet.

In Thailand ist die Art und Weise, wie ein Kampf bewertet wird, ebenfalls besonders: Der Schwerpunkt liegt oft auf Beherrschung, Gleichgewicht, Knien, Würfen und Ellbogen. Es geht nicht nur darum, zu „treffen“, sondern seine Überlegenheit und Kontrolle zu zeigen. Das Tempo der Runden spiegelt diese Logik wider: Die Thailänder beginnen ruhig, steigern die Intensität in der 2. und 3. Runde, geben im 4. alles und verwalten dann die 5. Runde, wenn sie in Führung liegen. Mit dem Aufkommen von Ausländern, Kickboxen und in jüngerer Zeit MMA hat sich dieses Tempo verändert: Viele Kämpfer greifen jetzt schon in der ersten Runde stark an, und die Techniken selbst wurden beeinflusst, modernisiert und angepasst.

Was Muay Thai aber wirklich auszeichnet, ist der Respekt . Hinter der Härte der Schläge verbirgt sich stets ein tiefer Geist des Fair Play. Am Ende eines Kampfes ist es üblich, dass sich die Gegner umarmen, bedanken und grüßen. Dieser gegenseitige Respekt ist ein zentraler Wert des Muay Thai und macht es zu einer einzigartigen Kampfkunst, in der der Gegner kein Feind, sondern ein Partner ist, der zum Wachstum beiträgt.

Heute bewahrt das Muay Thai seine traditionelle Seele, entwickelt sich aber im Kontakt mit der ganzen Welt weiter. Es ist nicht nur ein Sport: Es ist eine lebendige Kunst, eine Kultur und eine Möglichkeit, über sich hinauszuwachsen, die man sowohl in den Ringkämpfen von Bangkok als auch in den Trainingsräumen in aller Welt findet.